Dieser Artikel wurde im Mai 2010 nach dem alternativen Klimagipfel in Cochabamba ( Bolivien) verfaßt.
In der Abschlußerklärung des Alternativen Klimagipfels, bei dem die neue internationale Bewegung für Mutter Erde ins Leben gerufen wurde, steht :
„Wir leben in der Endphase des patriarchalischen Zivilisationsmodells“ :
„We are faced with a profound structural crisis as a consequence of having reached the planet’s limits. We are confronted with the terminal crisis of a patriarchal development model based in the slavery and destruction of human beings and nature.“
„This capitalist development model has created societies and ways of life that are incompatible with nature. Mother Earth is assumed to be a source of raw materials and human beings become a means for production and consumption. For this system, the logic of life is competition and the hunger for unlimited gain. The capitalist system turns everything into a commodity: water, earth, the human genome, ancestral cultures, biodiversity, justice, ethics, death and life itself. Everything must be extracted, transformed and consumed, thus negating the sacred character of nature. With this system, the spiritual relationship of the people with Mother Earth is broken.“…..
und
Die Widerstandsbewegungen in den entwickelten Ländern können nur erfolgreich sein, wenn sie von den Indigenen lernen:
Therefore we propose, require and demand:
1. The recovery, revalidation and strengthening of our civilizations, identities, cultures and cosmovisions based on ancient and ancestral Indigenous knowledge and wisdom for the construction of alternative ways of life to the current “development model”, as a way to confront climate change.
2. To rescue and strengthen the Indigenous proposal of “living well”, while also recognizing Mother Earth as a living being with whom we have an indivisible and interdependent relationship, based on principles and mechanisms that assure the respect, harmony, and balance between people and nature, and supporting a society based on social and environmental justice, which sees life as its purpose. „
Diese Passagen werden in allen deutschen Übersetzungen unterschlagen. Die linke und Umweltbewegung kann hierzulande mit dem Begriff „patriarchalisch“ in diesem Kontext nichts anfangen.
Patriarchat wird reduziert auf ein der Privatsphäre angehöriges Verhältnis der Geschlechter, das als feudalistisches Relikt gedeutet wird und als weitgehend überwunden gilt .
Dem Anspruch, von den Indigenen zu lernen, wird mit völligem Unverständnis begegnet und als „Glorifizierung“ der indigenen Kultur kritisiert oder mehr noch als indigener Nationalismus mißverstanden.
Andererseits wird der spirituelle Charakter der indigenen Bewegung in der Linken zum Anlaß genommen, die zum linken Selbstverständnis gehörende wissenschaftliche Weltanschauung, die durch die generalisierte Negation alles Religiösen charakterisiert ist, mit einem Fragezeichen zu versehen.
Linke Christen sehen Land und versuchen diese Situation zu nutzen um christliche Religiösität ins Spiel zu bringen. Alles in allem eine weitgehende Verwirrung und Verständnislosigkeit gegenüber dieser neuen internationalen Bewegung für Mutter Erde.
Von den Indigenen lernen
Zu Beginn der bürgerlichen Revolution hat man sich in den europäischen Ländern zurückerinnert an die Antike. Man hat eine Erneuerung gesucht aus den Verkrustungen und dem Dogmatismen der Feudalherrschaft. Der Humanismus ist entstanden. Man hat aber nur die Werte neu aufleben lassen, die mit dem Kapitalismus vereinbar waren: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit als Staatsideale.
Man ist nur zur Antike zurückgegangen , weil man Staat und Herrschaft nicht grundsätzlich in Frage stellen wollte.
Heute muß man sich viel grundsätzlicher zurückerinnern . Die bürgerliche Kritik an den Herrschafts-Religionen bestand darin, diese in die Privatspäre zu verweisen , d.h. Ihr den staatskonstituierenden Charakter zu nehmen . In der Privatshäre konnten die Religionen aber weiterhin ihre Macht entfalten und auf Unterwerfung konditionierte Menschen hervorbringen. Die Überwindung von Herrschaft und die Rettung unseres Planeten erfordert heute eine Kulturrevolution: Dazu gehört die Eliminierung der religiösen Knechtschaftsriten und eine Heiligung des Lebens und der Natur , alles was uns in den die entwickelten Länder verloren gegenagen ist.
Deswegen müssen wir heute von den Indigenen lernen, soweit diese ihre ursprünglichen Traditionen bewahrt haben.
Die Erklärung der Religion zur Privatangelegenheit , die auch in der Linken vorhanden ist, ignoriert deren ganz und gar politischen Charakter und tut so, als wäre diese unpolitisch.
Unpolitisch war die Religion nur in den Jahrtausenden des Matriarchats (bzw des Urkommunismus), als es noch keinen Staat gab. Seitdem es einen Staat, Krieg, Herrschaft und Ausbeutung gibt, also mit Beginn des Patriarchats, ist Religion politisch und dient der Heiligung von Herrschaft. Angefangen von den patriarchalen Sonnengottheiten über den Polythesimus der Römer und Griechen, den monotheistischen Religionen Christentum, Islam und Judentum, sowie dem Buddismus, Konfuzianismus und dem Hinduismus , immer geht es um die Indienstnahme der Spiritualität der Menschen für die Unterwerfung unter Herrschaft.
Die linke wissenschaftliche Weltanschauung hat eine abstrakte Kritik an der Religion und will mit dieser am liebsten gar nichts zu tun haben. Die abstrakte Negation schlägt in der Praxis um in die Affirmation der religiösen Herrschaftstraditionen.
Daneben gibt es heute einen weit verbreiteten Paganismus ( Bekenntnis zum Heidentum) , der das verbreitete Bedürfnis nach Spiritualität ausdrückt, welches vom herrschenden Christentum nicht mehr befriedigt werden kann. Linke Menschen finden sich dann aber schnell in Gesellschaft mit rechten bzw faschistischen Gesellschaftskritikern , und sie wissen nicht, wie sie sich hier abgrenzen sollen, weil eine linke Urgeschichte fehlt.
Nazis berufen sich seit jeher auf ihre urgeschichtlichen Wurzeln, den indogermanischen (arischen ) Kriegervölkern und ihre Mythen , die das Patriarchat historisch durch die Eroberung und Unterwerfung der matriarchalen Völker durchgesetzt haben. Der Faschismus ist ja auch die extremste und perverseste Ausgeburt der dem Patriarchat wesenseigenen Verherrlichung von Krieg, Eroberung und Völkermord.
Solange die Linke selbst mit patriarchalen Ideologien liebäugelt, kann sie hier keine Klarheit schaffen.
Vor 5000 Jahren begann der Siegeszug von Krieg, Herrschaft und Ausbeutung. Den größten Teil der Menschheitsgeschichte , mehr als 30 000 Jahre, lebten die Menschen in Frieden und kannten keinen Krieg und Sklaverei.
Die Abschaffung des Matriarchats und die Schaffung von Staat und Privateigentum ist die erste und folgenschwerste gewaltsame Revolution der Menschheitsgeschichte.
Der globalisierte Kapitalismus ist die extremste Form des Patriarchats.
Die Frage heute, von der das Überleben unseres Planeten abhängig ist, lautet : Kann die Menschheit diese seit 5000 jahren wütende Geisel , die Anbetung von Krieg und Eroberungen, Profit und Ausbeutung überwinden?
Beim alternativen Klimagipfel in Cochabamba wurde klar, daß wir mit der wissenschaftlichen Weltanschauung die Natur nicht als lebendiges Wesen begreifen können und dieser damit bloß als einem ausbeutbaren Objekt gegenübertreten und so ganz auf der Linie des Ausbeutungssystems von Mensch und Natur und der Zerstörer unseres Planeten liegen.
Mit der Unterwerfung der Frau vor 5000 Jahren begann der Siegeszug von Krieg, Herrschaft und Ausbeutung. Den größten Teil der Menschheitsgeschichte , mehr als 30 000 Jahre, lebten die Menschen in Frieden und kannten keinen Krieg und Sklaverei.
In matriarchalen Gesellschaften bestimmte die mütterliche Fürsorge alle Bereiche der Gesellschaft. Die gesellschaftlichen Beziehungen waren die von Schwestern und Brüdern .
Die Macht des Matriarchats kommt daraus, das Leben zu schaffen.
Die Macht des Patriarchats kommt aus dem Tod , anderen das Leben zu nehmen.
Krieg ist das Fundament des Patriarchats, die Grundpfeiler sind Herrschaft und Ausbeutung
Das Wesen des Patriarchats ist die Klassengesellschaft, die Spaltung der Gesellschaft in ausbeutende und ausgebeutete Klassen, in herrschende und unterdrückte Völker.
Die Abschaffung des Matriarchats und die Schaffung von Staat und Privateigentum ist die erste und folgenschwerste gewaltsame Revolution der Menschheitsgeschichte.
Mit der Schaffung von Privateigentum wurde das matriarchale, urkommunistische Gemeinschaftseigentum zerstört und die Frau in die ökonomische Abhängigkeit vom Mann getrieben. Die ursprüngliche Expropriation ist die Enteignung der matriarchalen Clans von ihrem Land und die Trennung der Töchter von ihren Müttern, um diese dem Mann zu unterwerfen.
In Europa hat sich das Patriarchat entwickelt und von hier aus mit unzähligen Kriegen und den Mitteln der ökonomischen Unterwerfung, der Speerspitze des Christentums und der Schaffung des Privatidividuums, das nur seinen Vorteil kennt, den ganzen Globus überzogen .
Die extremste Form des Patriarchats ist der globaliserte Kapitalismus.
Das Lebensziel des Privatindividuums besteht darin, einen möglichst hohen Platz in der gesellschaftlichen Hierarchie zu erklimmen, und sein Lebenselexier , besser zu sein als die anderen, was sich im Konsum von Dingen manifestiert.
Die Entehrung der Mutter ist die wichtigste Achse zur Aufrechterhaltung von Herrschaft und Ausbeutung.,
Noch der unterdrückteste Mann der niedrigsten gesellschaftlichen Klasse kann sich seiner Frau gegenüber als Herrscher aufführen. Er wird zum Komplizen von Herrschaft. Herrschaftskomplizenschaft ist das effektivste Instrumentarium zur Unterdrückung.
Die Respektierung der Mutter Erde als ein lebendes Wesen wurde mit der gewaltsamen Ausrottung der Naturreligionen in unserern Breiten nicht zuletzt mit der Christianisierung abgeschafft. Die monotheistischen Herrschaftsreligionen haben jegliche Religion und Spiritualität für sich beschlagnahmt. Unter der Fahne des einen Gottes, der keine fremden Götter neben sich duldet, wurde die Gewaltmaschinerie in Gang gesetzt . Als heidnische Götzenverehrung verfehmt, wurde herrschaftsfreie Spiritualität, die Verehrung und Heiligung des Lebens und alles Lebendigen verfolgt und niedergemetzelt. Nur auf dieser Grundlage konnte sich mit dem Kapitalismus der heute herrschende Gott in Gestalt des Geldes etablieren.
Für die Befreiung der gesamten Menschheit ist die Existenz herrschaftsfreier Gesellschaftsformen, wie bei den indigenen von unschätzbarem Wert. Lernen von den indigenen Völkern bedeutet für uns, uns an unserer vorpatriarchale Geschichte zurückzuerinnern und zu beginnen, uns von den patriarchalen Pervertierungen zu befreien.
Denn Herrschaft und Ausbeutung können nur abgeschafft werden, wenn man diese bei ihren Wurzeln packt..
Gefühle von Verehrung und Dankbarkeit gegenüber Mutter Natur, von der wir leben, sind bei uns verlorengegangenen. Es ist nicht mehr unser Selbstverständnis, ein Teil von ihr zu sein.
Unsere Identität bestimmen wir nicht aus unserer natürlichen Herkunft, aus unserer Mutter und unserem Beitrag zum gemeinschaftlichen Lebens ( das es nicht mehr gibt), sondern daraus, welchem Herrscher, welcher Herrschaft wir unterworfen sind und welchen Rang wir im Herrschaftssystem erworben haben. Deswegen wird seit der Einführung des Patriarchats die Verehrung der Mutter tabuisiert.
Als Staatsbürger bestimmen wir heute unsere Identität aus dem Staat, dem wir angehören.
Als Gesellschaftsmitglieder bestimmen wir unsere Identität aus der Stufe , welche wir in der gesellschaftlichen Hierarchie einnehmen. Diese patriarchale Identität hat im Verlauf der Geschichte einen Entwicklungsprozeß durchlaufen und verschiedene Formen angenommen. *1)Das Wesen ist jedoch gleich geblieben.
Unsere patriarchale Identität basiert auf der Entehrung der Mutter und der Mutter Natur.
Mit der gewaltsamen Enteignung des Gemeinschaftseigentums , das im Matriarchat von den Frauen verwaltet worden war, und das die Grundlage der Abweseheit von Klassenunterschieden war, wurde das Privateigentum, der Staat und das Herrschaftsverhältnis Familie geschaffen. Die Mutter wurde damit der Herrschaft des Mannes unterworfen.
Alle Produktionsmittel und Lebensmittel sind seitdem in den Händen der herrschenden Klasse und die Existenzunsicherheit ist das Damoklesschwert, das über uns schwebt. Wir sind gezwungen, um unsere Existenz zu kämpfen und uns schon mit Kindesbeinen in der gesellschaftlichen Hierarchie einen mehr oder weniger hohen Platz zu erkämpfen.
Alle Bereiche des Lebens sind durchdrungen von einem Oben und unten.
Die Religion mit ihrem dualistischen Weltbild , dem Oben und Unten, dem Gut und Böse , Himmel und Hölle, Diesseits und Jenseits konditioniert die Menschen und macht sie zu Charaktermasken von Herrschaft.
Der Mensch ist von natur aus schlecht (Erbsünde) und muß sich erst als guter Christ bewähren , damit er als Mitglied des auserwählten Volkes in den Himmel kommt. Er muß seine Natur (Sexualität) unterdrücken.
Er muß vor allen Dingen alle Zumutungen ertragen , damit er für tapfer erduldete Mühen und Plagen im Diesseits den gerechten Lohn im Jenseits erhält. Das ist eine Verherrlichung von Unterwerfung , die in der Anbetung des Gekreuzigten besonders deutlich wird.
Die Naturreligionen kennen diese Gegensätze nicht . Die Unterwelt ist nicht böse sondern eine Station im Kreislauf der Natur . Der Mensch ist nicht von Natur aus böse sondern heilig, wie jedes Wesen in der Natur. Es geht um ein gutes Leben im Diesseits , also das Gegenteil von Unterwerfung. USW.
(1)
„We are faced with a profound structural crisis as a consequence of having reached the planet’s limits. We are confronted with the terminal crisis of a patriarchal development model based in the slavery and destruction of human beings and nature.“
„This capitalist development model has created societies and ways of life that are incompatible with nature. Mother Earth is assumed to be a source of raw materials and human beings become a means for production and consumption. For this system, the logic of life is competition and the hunger for unlimited gain. The capitalist system turns everything into a commodity: water, earth, the human genome, ancestral cultures, biodiversity, justice, ethics, death and life itself. Everything must be extracted, transformed and consumed, thus negating the sacred character of nature. With this system, the spiritual relationship of the people with Mother Earth is broken.“…..
Capitalism pretends to satisfy all the deficiencies and dissatisfactions of human beings through the consumption of things. The “first developed world” should be called instead the “hyper-consuming first world”…..
The battle against global warming is not only about the urgent transformation of production and consumption, it is also a strong fight against paradigms and hegemonic models of colonial and Eurocentric knowledge. These hegemonic forms of knowledge and subjectivity are firmly instilled in education systems all over the world. Cultural patterns, personal opinions and the aspirations of the planet´s populations have been greatly penetrated by the values of the individualistic capitalist consumer identity. Changes in production have to be accompanied by a profound cultural revolution that alters current hegemonic behavioral patterns, strengthening other world visions of life like ¨Living Well¨ or ¨el buen vivir¨, which are in harmony with Pachamama.Capitalism as a patriarchal system of endless growth is incompatible with life on this finite planet. For the planet, every alternative for life must necessarily be anticapitalist. But not only this, it must be more than anticapitalist. The Soviet experience has shown us that a predatory production system with devastating conditions that make life similar to that of capitalism was possible with other ownership relationships. The alternatives must lead to a profound transformation of civilization. Without this profound transformation, it will not be possible to continue life on planet Earth. Humanity is faced with a huge dilemma: continue down the road of capitalism, patriarchy, Progress and death, or embark on the path of
harmony with nature and respect for life.“
http://pwccc.wordpress.com/2010/04/30/final-conclusions-working-group-1-structural-causes/#more-1775
………
(2)
Therefore we propose, require and demand:
1. The recovery, revalidation and strengthening of our civilizations, identities, cultures and cosmovisions based on ancient and ancestral Indigenous knowledge and wisdom for the construction of alternative ways of life to the current “development model”, as a way to confront climate change.
2. To rescue and strengthen the Indigenous proposal of “living well”, while also recognizing Mother Earth as a living being with whom we have an indivisible and interdependent relationship, based on principles and mechanisms that assure the respect, harmony, and balance between people and nature, and supporting a society based on social and environmental justice, which sees life as its purpose. All this must be done to confront the plundering capitalist model and guarantee the protection of life as a whole, through the search for inclusive global agreements.
http://pwccc.wordpress.com/2010/04/30/final-conclusions-working-group-n%C2%BA7-indigenous-peoples/#more-1644